Dies ist die Fortsetzung der Dokumentation meines Spooky-Quiltprojekts. In diesem Abschnitt geht es um das namensgebende Quilten - also das Zusammenfügen des Patchworks aus Stoffen mit meinen Spooky-Mustern (Part 1 - Nähen des Patchworks) und der experimentell eingefärbten Rückseite (Part II - Ice Dye).
Das ist letztlich der Schritt, der aus einzelnen Materiallagen eine kuschelige Decke entstehen lässt!
Ich starte wie gesagt mit drei Lagen an Material - dem genähten Patchwork, dem eingefärbten Stoff für die Rückseite der Decke und einem Volumenvlies.
Das Vlies wird die mittlere Lage. Für meinen Quilt habe ich eine Baumwoll-Vlieseline mit circa 80 g/m² gewählt. Die Faserart und Dicke des Vlieses bestimmen das Gewicht und die Isolationsfähigkeit des Quilts, also ob er gut warm hält. Nach dem Zusammennähen sorgt diese Schicht außerdem für den typischen, gesteppten Quilt-Look.
Die drei Schichten müssen sorgsam und glatt übereinander gelegt werden. Dafür braucht es am Besten eine großflächige und ebene Unterlage, wie zu Beispiel einen sauberen Fußboden oder in meinem Fall unseren Esstisch.
Ich fange mit dem gefärbten Stoff an, da er sich am einfachsten ausbreiten lässt. Vor dem Auslegen hilft es auch, nochmal über den Stoff zu bügeln.
Darüber kommt, gerade an den Mittelpunkten der Seitenlängen ausgerichtet, das Vlies.
Dann kommt das Patchwork obendrauf, wobei ich mich wieder jeweils an den Mittelpunkten der Seitenstrecken aller Schichten orientiert habe, um sie direkt passend übereinander zu legen. Zu viel nachträgliches Ziehen und Verrücken verzieht die Schichten miteinander und kann zu Falten führen, die dann erst zu spät entdeckt werden.
Im Zweifelsfall ist sicherer, nochmal neu anzufangen mit dem Schichten und am Ende sowieso lieber alles noch einmal mehr glatt streichen und überprüfen!
Um alle drei Lagen in dieser Position zu halten, kommt das sogenannte "Basting" ins Spiel.
Dafür gibt es verschiedene Methoden, am einfachsten sind Sicherheitsnadeln, mit denen die Schichten rutschsicher zusammengeheftet werden.
Ich hatte meine Nadeln leider durch den letzten Umzug irgendwo verräumt. Einfache Stecknadeln gehen auch für Basting, machen nachher leider gar keinen Spaß sondern nur zerstochene Finger. Hier sind sie daher erstmal die Übergangslösung für die Alternative . . .
. . . das Zusammennähen !
Mit langen Steppstichen durch alle Lagen hindurch wird hier die sichere Befestigung gewährleistet.
Die Stiche sind in einem Abstand von etwa 10 - 20 cm angebracht.
Das Ganze dauert jetzt etwas länger, aber man kann sich am Faden später nicht pieksen und außerdem problemlos drüber nähen.
Eine perfekte Gelegenheit indessen für mich, um gleich noch etwas Neues auszuprobieren. (Und ich muss sagen das Basting werde ich jetzt definitiv immer so machen!)
Am Besten wird von der Mitte aus und nach außen hin zu den Rändern und Ecken des "Quilt-Sandwichs" gearbeitet. So kann man den Stoff nochmal glätten und eventuelle Falten zum Rand hin ausstreichen.
Eine Hand halte ich unter dem Material und mit der anderen nähe ich auf der Oberseite die Steppstiche.
Ich habe mich am Raster meines Patchworks orientiert, um die Stiche gleichmäßig zu verteilen. Schön muss das ganze keinesfalls aussehen. Es eignet sich ein glattes Garn in Kontrastfarbe, das nachher beim Entfernen nicht die Augen verknotet.
Ganz wichtig - jetzt alle Stecknadeln wieder entfernen, sonst gibt es beim Nähen großes Autsch an den Fingern. Ich kann gar nicht mehr Aufzählen, wie oft ich mir schon unschön die Finger rundherum aufgestochen und -gekratzt habe an diesen kleinen fiesen Dingern!
(Auch wenn sie natürlich ihre Berechtigung als nützliche Nähhelfer durchaus haben.)
Alles sicher per Hand versteppt?
Jetzt lässt sich das Sandwich auch ganz problemlos sauber falten und zur Seite legen, falls eine Pause im Projekt nötig ist. Nichts wird jetzt mehr verrutschen!
Außerdem muss noch ein Quiltmuster ausgesucht und die Nähmaschine vorbereitet werden, bevor es weitergehen kann.
Ich beginne damit, die Nähmaschine fürs Quilten vorzubereiten.
Da ich diesmal nicht in geraden Nähten nähen, sondern Freihand-Quilten möchte, benötige ich einen sogenannten "walking foot". Dieser spezielle Nähfuß drückt im Gegensatz zum herkömmlichen Modell nicht dauerhaft den Stoff zusammen, sondern tippt nur regelmäßig darauf, wenn die Nadel in den Stoff stößt.
Außerdem muss ich den Stofftransport an der Maschine ausschalten. An meiner Husqvarna Orchidea gbt es einen Schalter, mit dem ich den Transporteur einfach absenken kann.
Das gibt mir mehr Kontrolle über die seitliche Bewegung des Stoffes und freie Kontrolle über die Stichlänge in der Naht. Dafür kann auch die Einstellung für die Stichlänge an der Maschine auf Null gesetzt werden.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Garnauswahl - am besten wird die Farbe anhand von einzelnen Fäden gewählt, anstatt die ganze Garnrolle aufzulegen. Dabei teste ich auch verschiedene Stellen im Patchwork.
Ich finde ein weißer Faden wirkt in meinem Fall zu stark auf dunklen Stoffen und das graue Garn wiederum zu dunkel auf weißem Stoff. Daher entscheide ich mich für das Nähgarn in beige.
Ich lege immer Wert darauf, gleich zu Beginn mehrere Unterfadenspulchen vorzubereiten. Gerade wenn der ganze Quilt schon mittig in der Maschine hängt, ist der Austausch einer Spule einfacher, als erst ganz neu aufspulen zu müssen.
Insgesamt habe ich acht Spulchen für diesen Quilt gebraucht! Das hängt natürlich individuell von der Dichte der Nähte und Größe des Quilts ab.
Bevor es losgeht, kommt noch ein kleiner Nähtest. Hier sieht man, dass der Oberfaden in den Kurven und Spitzen sehr zieht. Da ist entweder die Spannung zu hoch, oder der Unterfaden ist zu locker.
Für eine schöne Naht gilt es jetzt, die Spannungen aufeinander abzustimmen.
Jetzt kommen wir aber endlich zum eigentlichen Quilten!
Ich habe mich für ein thematisch passendes Spinnennetz-Muster für das Quilten entschieden. Ich habe den Rapport zuerst digital noch etwas optimiert und durch ein paar Testdrucke eine gute Größe für das Motiv gefunden. Die Nähte sollten idealerweise nicht zu dicht aneinander und nicht zu weit voneinander entfernt sein. Am Besten eignet sich ein Motiv aus einer Endlos-Linie, so muss man beim Nähen nicht Absetzen.
Jetzt muss nur noch das Muster irgendwie auf den Stoff kommen . . .
Dazu kann man zum Beispiel Stoff-Markierstifte, Papierschablonen oder schmale Reststücke von Handseife benutzen.
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich das noch nicht, doch alle drei Methoden werden in diesem Projekt testweise nacheinander zum Einsatz kommen.
Manche Markierstifte lassen sich auswaschen, manche sollen über Zeit von allein verschwinden.
Die Stifte in meinem Besitz sind schon sehr alt und ich habe zu manchen keine Anleitungsblätter mehr, daher traue ich denen nicht so ganz und mache erstmal eine Malprobe auf einem kleinen Stoffrest.
Mal sehen, was mit den Linien passieren wird. In der Zwischenzeit beginne ich als erstes mit einem Test der Papiermethode.
Ein paar weitere Ausdrucke des Musters auf Kopierpapier sind jetzt mit Stecknadeln in einer Reihe quer auf die Mitte des Quilt-Sandwichs geheftet. Es bietet sich bei einem rechteckigen Quilt an, über die kürzere Querseite zu nähen, statt die längere Längsstrecke.
Die Seiten des Sandwichs sind eingerollt, so passt das Material unter den Nähmaschinenarm. Auch der untere Rand ist vorerst eingeklappt.
Das Nähen kann beginnen !
Der Ausdruck auf dem Papier bietet eine klare Linie, der man mit der Naht sehr gut folgen kann. Der Anfang lief etwas hakelig und die Stichlänge und -richtung, die komplett Freihand gesteuert werden, sind noch etwas wackelig. Ich bin wohl etwas aus der Übung! Ein Nachteil ist das Papier selbst, das von der Nadel immer durchstochen werden muss. Ein dünneres Papier, zB. Seidenpapier, wäre schonmal besser, die Nadel kann aber trotzdem abstumpfen.
Das ist ganz schön viel Stoff, der hier unter der Nähmaschine herumbugsiert werden muss!
Und es wäre ganz schön viel Papier nötig: Für eine Reihe Quilten über die Breite des Formats benötige ich fünf Blätter. Nebeneinander sind es dann von der Mitte aus sechs Reihen bis zum Rand.
Das würde bedeuten mindestens 60 Bögen bedrucktes Papier zu verbrauchen!
Und außerdem . . .
. . . muss das Papier ja auch noch wieder runter. Mit spitzen Fingern und einem Schraubenzieher entferne ich probeweise nach dem Nähen vorsichtig das Papier, ohne die Nähte aufzureißen.
Auch hier zeigt sich, dass ein dünneres Material wäre besser geeignet wäre. Vor allem dauert nicht nur das Nähen der Reihe Spinnennetze gut eine Stunde, sondern auch das Papierfriemeln eine weitere Stunde.
Entschleunigung in allen Ehren, aber das muss doch besser gehen.
Ab jetzt brauche ich nur noch ein einziges weiteres Blatt Papier, welches zu einer Schablone geschnitten wird. Im Laufe des Arbeitens musste ich sie zwar mehrmals Flicken, bin aber recht zufrieden mit der Materialeffizienz.
Mithilfe eines Cutter und einer Schneidmatte wurden die gedruckten Linien zu circa 2 - 3 mm breiten Gassen ausgeschnitten.Einige Verbindungspunkte in den Spitzen der Netzlinie blieben bestehen, damit die Schablone nicht auseinander fällt.
Nun also zur zweiten Methode - Seife. Diesen Trick zum Anzeichnen habe ich von einer Schneidermeisterin gelernt. Die Seife hinterlässt Spuren auf dem Stoff, kann aber nachher leicht ausgewaschen werden. Im Gegensatz zu Schneiderkreide - die ginge natürlich aber auch - gibt es keinen Staub (meine Asthmalunge freut das) und die Markierungen verwischen nicht so leicht.
Die Linien von heller Seife sind auf dunklem Stoff sehr gut zu sehen . . .
. . . auf weißem Stoff leider nicht ganz so sehr. Um ehrlich zu sein eigentlich fast gar nicht.
Es ist keine weiße Seife, sie ist leicht grünlich, aber leider kann man trotzdem nur einen glänzenden Schimmer sehen. Eine etwas farbigere Seife würde wahrscheinlich ein besseres Ergebnis liefern.
Für den Moment kämpfe ich mich damit durch, und habe die Schablone als Anhaltspunkt daneben liegen.
Hier kann man schon in einem Vorgeschmack sehen, wie der fertige Quilt aussehen wird.
Reihe für Reihe werden die Quiltnähte aneinander gesetzt, immer fünf-einhalb Motivrapporte von Rand zu Rand über die Breite des Formats.
Dabei sind wie gesagt die Abstände der Nähte relevant. Je dichter die Nähte, desto steifer der Quilt. Sind die Abstände zu gering, kann die Vliesschicht nachträglich verrutschen.
Nach einer längeren Nähpause habe ich ein neues Spulchen eingewechselt, und plötzlich kam die Fadenspannung etwas durcheinander.
Da Auftrennen (besonders bei großen Bereichen) sehr ärgerlich und zeitraubend ist, lohnt es sich, immer ein Auge auf die Naht zu haben.
Hätte ich das mal gemacht!
Auch auf der Rückseite können Fehler auftreten, zum Beispiel kleine Fadenknäule durch gerissenen Faden.
Der zu lockere Oberfaden vom vorherigen Bild ist hier als Schlaufen zu sehen, der Unterfaden liegt nur lose darin. Wenigstens ging dadurch das Auftrennen etwas bequemer und schneller . . .
Der schöne Anblick der Quiltnähte auf der gefärbten Rückseite entschädigt mich aber für die Verzögerung und den Aufwand.
Jetzt bin ich trotz der Hindernisse und des zeitlichen Investments doch froh, kein einfaches Karo aus geraden Nähten, sondern das Freihand-Quilten gewählt zu haben!
Nach einiger Zeit hatte ich die Seifenmarkierungen über, da sie wie gesagt auf den hellen Stoffbereichen echt schwer sichtbar sind und so zu Fehlern führten.
Also wagte ich mich doch an einen Markierstift. Auf dem Teststoff waren dessen Linien inzwischen weg, sogar schneller als auf dem alten Stift angegeben. Da die Markierungen aber nur optisch aus dem Stoff verschwinden, werde ich den Quilt am Ende waschen, um die Rückstände zu entfernen!
Mit den per Schablone und Stift gut sichtbar aufgezeichneten Markierungen geht das Quilten allerdings jetzt deutlich schneller voran. Auf der Mitte neben dem Papier- und Seifenversuchen gestartet, sind hier inzwischen schon einige Reihen nebeneinander entstanden.
Der große Esstisch ist nicht nur für das Basting, sondern jetzt auch zum Quilten echt sehr praktisch.
Jedes Mal, wenn eine Naht den Rand des Formats erreicht und das Quiltmotiv (bei mir das Spinnennetz) dadurch angeschnitten wird, muss mit der Endloslinie der Naht etwas improvisiert werden.
Damit lässt sich gleichzeitig gut der Rand aller Schichten festigen, indem abschnittsweise knapp an der Kante entlang genäht wird.
Einige Zeit ist nun vergangen, tatsächlich ungefähr eine bis anderthalb Stunden pro Quiltnaht.
Inzwischen ist das Stoff-Sandwich um 180 Grad gedreht worden und ich quilte die zweite Hälfte, wieder von der Mitte aus zum Rand hin.
Mit beiden Händen wird der Stoff unter dem Maschinenarm geführt, wobei ich mit der rechten eine Falte fest greife, um zu Ziehen. Mit der linken, flach aufgelegten Hand, kann ich Schieben.
So ein großer Haufen Stoff! Aber seht ihr noch etwas?
Ich bin endlich in der allerletzten Ecke des Quilts angekommen!
Auch wenn es zeitweise echt anstrengend war, bin ich doch etwas traurig, dass das Quilten nun erstmal für dieses Projekt geschafft und vorbei ist.
Nachdem die letzte Naht geschafft ist, kümmere ich mich erstmal mit einer Grundreinigung um meine treue Nähmaschine.
Nach jedem größeren Projekt ist es wichtig, Fasern, Staub und Fadenreste zu entfernen. Je nach Bautyp gibt es dazu auch Infos in der Bedienungsanleitung.
Was für ein langer Abschnitt !
Mit so viel Experimenten hatte ich nicht gerechnet, habe aber wieder einiges gelernt und Spaß am Tüfteln gehabt.
Eigentlich fehlt jetzt gar nicht mehr viel, bis der Quilt fertig ist. Leider kann ich aus technischen Gründen aber keine weiteren Inhalte auf dieser Seite einfügen, daher wird es einen weiteren, diesmal abschließenden vierten Teil für das Projekt Spooky geben.
Daher schließe ich erstmal mit einem Bild der fertig gequilteten Vorder- und Rückseite ab. Mit dem Spinnennetz-Muster bin ich sehr zufrieden, auch wenn nicht alle Stellen perfekt, hier und dort die Linien etwas ruckelig geworden sind.
Freihand-Quilten braucht definitiv etwas Übung, aber Übung macht ja auch den Meister!
Für den letzten Projektabschnitt wird es bald einen neuen Artikel geben!
Meine Musterkollektion "Spooky" ist als Digitaldruck auf Meterwaren verschiedener Stoffqualitäten erhältlich über Spoonflower, auch in anderen Farbvarianten und mit vielen weiteren kombinierbaren Mustern in gruseliger Herbststimmung.