Dies ist die Fortsetzung meines Spooky-Projekts (Part 1 - Nähen des Patchworks), denn die bereits fertige Vorderseite des Quilts braucht natürlich noch einen schönen Stoff als Rückseite!
Mit einer Palette an passenden Farbtönen und der Ice-Dye Technik wird aus einem langweiligen weißen Stoff eine Explosion an Farben werden.
Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, tatsächlich ist es eine sehr experimentelle Färbung. Solltet ihr Lust bekommen, das "Ice-Dye" auch auszuprobieren, informiert euch gern umfassender zu möglichen Farbstoffen, Hilfmitteln und weiteren Feinheiten im Netz!
Welche grundlegenden Materialien man dafür braucht und wie einfach eine Stofffärbung funktioniert, zeigt die Dokumentation meines Experiments hier im Folgenden aber auf jeden Fall.
Viel Spaß!
Das wichtigste zuerst: ein Stoff.
Da es eine Rückseite für meinen Quilt werden soll, muss das Stoffstück mindestens genau so breit und lang sein, wie das fertige Patchwork.
Es könnte auch aus mehreren Stoffstücken zusammengesetzt werden, aber das möchte ich diesmal nicht. Ein altes weißes Baumwollbettlaken erfüllt die Anforderungen aber perfekt!
Neben dem Stoff werden natürlich Farbstoffe zum Einsatz kommen, mehr dazu gleich. Außerdem wird eine wasserdichte Wanne und ein Abtropfgatter benötigt, das groß genug für das Stoffstück ist und gut in der Wanne hält.
Ich habe mich für einen Wäschekorb und ein Gatter zum Geschirrtrocknen entschieden, die ich hinterher gut von Farbrückständen reinigen kann.
Nun zum Farbstoff!
Für Ice-Dye eignen sich am besten Farbpigmente, also pulverförmige Farbstoffe. Ich habe welche für die Batik-Färbung von Naturfaserstoffen (zb. Baumwolle) gewählt. Die Kompatibilität von Faser und Farbstoff ist sehr wichtig!
Die Farbauswahl von orange, rot, pink, lila und schwarz entspricht den Farben in meinem Spooky Patchwork.
Ein wichtiger Part des Färbens von Textilien ist die Vorbehandlung des Stoffes, damit die Fasern den Farbstoff gut annehmen.
Für meinen Batik-Farbstoff soll laut Verpackung Kochsalz dem Färbebad zugegeben werden. Da ich kein Färbebad ansetzen werde, gebe ich das Salz in ca. 60°C klares, warmes Wasser, in das der Stoff vorab eingeweicht wird.
Bevor es richtig zu Werke geht, gibt es einen kleinen Testlauf mit Stoffresten!
Durch einen Vorab-Färbetest gibt es hier direkt ein Preview der Ice-Dye Technik: Eiswürfel werden auf dem zu färbenden Stoff platziert und die Farbpigmente darüber verteilt.
Während das Eis schmilzt, lösen sich die Pigmente und werden vom Schmelzwasser in den Stoff transportiert.
Um alle Farben einzeln zu beurteilen, sind sie für den Test mit etwas Abstand je nebeneinander verteilt aufgebracht worden.
Das Ergebnis der Testfärbung, nach dem Auswaschen und Trocknen: erfolgreich freigegeben für die Durchführung in Großformat!
Der schwarze Farbstoff hat im Test das orange überlagert, aber die Kontraste kommen zur Geltung und die Farbe hält gut am Stoff.
Rot und pink ergaben ein sehr ähnliches Farbergebnis, wobei das etwas hellere pink sich schöner in die Pallette einfügt. Daher lasse ich das rote Pigment anschließend weg.
Ein Protagonist des Ice-Dye ist natürlich das Eis. Ich habe dafür drei Liter Wasser in Gefrierbeuteln in den Froster gestellt. Rückblickend hätte ein Beutel gereicht, aber etwas extra ist nicht schlecht.
Natürlich funktionieren auch Formen für Eiswürfel, allerdings schien mir ein gut verschlossener Beutel sicherer gegen nasse Unfälle im Gefrierfach und der fertige Eisblock ist auch viel ergiebiger.
Das Gefrieren hat ca. 24h gedauert.
Hier habe ich nochmal meinen Färbeaufbau überprüft. Das Laken lässt sich gut zusammenknüllen, verdrehen und so drapieren, dass der Stoff gleichmäßig verteilt liegt.
Am Besten wird das Material noch vorgewaschen, um eventuelle reste von Produktionshilfsmitteln zu entfernen, welche die Färbung beeinträchtigen können.
Nun geht es wirklich richtig los!
Zuerst wird der Stoff gewogen, denn das Gewicht bestimmt üblicherweise die notwendige Menge an Wasser und Farbstoff.
Viel Farbstoff auf wenig Stoff ergibt eine intensivere Färbung, als wenig Farbstoff auf viel Stoff.
Ice-Dye ist ein Sonderfall, denn hier gibt es ja kein Färbebad, doch auch die Menge an Salz (oder andere Substanzen, je nach Art der Färbung) richtet sich nach dem Stoffgewicht.
Wie in der Testfärbung wird der Stoff mit Salzlösung behandelt, deren Konzentration sich nach dem zuvor bestimmten Stoffgewicht richtet.
Das Wasser hat wieder eine Temperatur von ca 60°C, so löst sich das Salz besser.
Der Stoff muss komplett in der Lösung eintauchen.
Für diesen Vorbereitungsschritt eignet sich bereits der Wäschekorb perfekt. Am Besten kann das Textil während der Einweichzeit mehrmals gewendet werden.
Bevor Farbstoffe ins Spiel kommen, muss überschüssiges Wasser aus dem Stoff heraus. Ein noch leicht feuchter Stoff wird den Farbstoff im Schmelzwasser der Eiswürfel besser annehmen, doch in zu nassem Stoff können die Farben wiederum zu sehr verwaschen.
Das Eis ist fertig!
Zwischendurch habe ich getestet, ob der Beutelinhalt wirklich schon durchgefroren ist.
Zu Beginn friert nur eine äußere Schicht im Beutel, der Kern des Blocks ist noch flüssig.
Am einfachsten: Lieber etwas länger als geplant Abwarten.
Die 1-Liter-Eisblöcke taugen so natürlich noch nicht fürs Färben.
Das Eis muss jetzt zerkleinert werden, wenn es nicht schon von vornherein praktische Eiswürfel aus Formen sind.
Praktischerweise kann der Eisblockbeutel direkt mit einem Hammer bearbeitet werden.
Aber Achtung auf die Finger!
Kommt jetzt endlich das Färben?!
Naja, fast - zuerst noch das Set-up: Der vorbehandelte Stoff befindet sich auf dem Abtropfgatter im Wäschekorb, das Eis und die Farbstoffe liegen bereit.
Am Besten sollte dieser nächste Schritt draußen oder auf einer flecksicheren Unterlage stattfinden, mit einem Atemschutz zur Sicherheit!
Ist das Eis flächendeckend auf dem Stoff verteilt, kommt die Farbe endlich dran. Ich habe einen Teelöffel zur Dosierung und Verteilung benutzt.
Die Farbpigmente sind ein sehr feines Pulver. Um davon nichts einzuatmen, lohnt es sich, sehr vorsichtig damit umzugehen und den erwähnten Atemschutz zu tragen.
Die Farbtöne werden einer nach dem anderen auf die Eiswürfelschicht aufgetragen.
Ich finde hier lohnt es sich, sich etwas Zeit zu nehmen und den Farbströmen zuzuschauen, die sich beim Lösen der Pigmente und langsamen Schmelzen des Eises bilden.
Ich könnte da ewig zusehen!
Aber weiter zur nächsten Farbe!
Die verschiedenen Töne werden Stück für Stück als ineinander greifende Flecken verteilt. Teilweise überlagern sich die gestreuten Pigmente, doch der Auftrag sollte nicht zu gleichmäßig vermischt sein! Am Ende sollen schöne, klare Farbflächen zu sehen sein.
Alle Farben sind jetzt auf das Eis aufgetragen - schwarz kam in einer kleinerem Menge als letztes dran, da es der kräftigste Ton ist.
Auch hier hätte ich wieder ewig dem Eis beim Schmelzen zusehen können.
Und noch etwas näher ran ans Geschehen - die Farbpigmente bilden kleine Rinnsale und Mischfarben an den Eiswürfeln herab.
Super faszinierend!
Die Pigmentrückstände sehen sehr dunkel und eher matschig aus, aber das verteilt sich noch. Bei Bedarf kann auch hier und da noch etwas Eis nachgelegt werden.
Während das Eis schmilzt, tropft das Farbwasser durch den Stoff und nach unten in den Wäschekorb.
Die untere Schicht des Stoffes ist noch weiß, eventuell war hier nicht genug Farbpigment aufgetragen oder zu viele Stoffschichten übereinander - aber das bleibt so, alles Teil des Experiments.
Inzwischen ist das Eis fast weg - das dauert trotz sonnigem Sommertag mit ca 26°C durchaus einige Stunden.
Doch der Farbstoff ist inzwischen schon sichtbar in den Stoff eingezogen.
Die Sonne ist untergegangen und das Eis komplett geschmolzen.
Auch wenn ich am liebsten den Stoff direkt auseinander gefaltet hätte, bleibt der ganze Aufbau noch über Nacht stehen, um die Farbe länger einwirken zu lassen.
Ich bin gespannt auf das Ergebnis!
Nach weiterer Wartezeit kann der Stoff endlich auseinander gefaltet werden und gibt einen ersten Blick auf die entstandene Färbung frei.
Es gibt einige weiß gebliebene Bereiche, wo der Stoff sehr überander geschichtet war und die Farbe nicht ausreichend durchdrang.
Das schwarz wirkt zwar sehr dunkel, die Farben aber auch schön intensiv.
Auf den Verpackungen meiner Farbpigmente gab es keinerlei Hinweise zur Umweltverträglichkeit des Produkts, außer, dass Färben in der Waschmaschine möglich ist. Auch längere Recherche ergab leider keine eindeutigeren Antworten.
Die Abwasserklärung ist in Deutschland sehr gründlich, sodass ich entschied, dass ein Auswaschen des Stoffes in der Badewanne vertretbar ist.
Gut zu sehen ist hier der Überschüssige Farbstoff, der nicht an Fasern gebunden wurde und sich daher leicht ausspülen lässt.
Zuvor weiß gebliebene Bereiche im Stoff werden jetzt noch durch die ausgewaschenen Pigmente leicht nachgefärbt. Hier hätte eventuell ein separates Farbfixiermittel geholfen, aber dessen Verpackung hatte ein Warnsymbol zur Umweltunverträglichkeit, weshalb ich mich gegen die Verwendung entschied..
Nach der vorsichtigen händischen Wäsche wagte ich noch eine ausführliche Waschmaschinenwäsche.
Auch hier ist das Waschwasser noch lila von herausgelöstem Farbstoff.
Die gründliche Wäsche soll sicherstellen, dass nachher im fertigen Quilt keine Unglücke mit Verfärbungen passieren, sollte dieser einmal gewaschen werden müssen.
Hier der Stoff nach der Wäsche - es ist gar kein weiß mehr übrig, die Zwischenbereiche sind farbig geworden.
Trotz des erfolgreichen Färbetests zu Beginn blieb die Sorge, dass der Farbstoff eventuell gar nicht gut halten oder sogar komplett auswaschen würde.
Das ist zum Glück nicht passiert, auch wenn die Färbung etwas verblasste.
Nachdem der nasse Stoff eine Weile antrocknen konnte, kann man die letzte verbliebene Restfeuchte sehr gut direkt zum Bügeln nutzen.
So geht nicht nur die Trocknung am Ende fix, sondern der Stoff wird auch schön glatt. Das ist wichtig für die nächsten Schritte als Quilt-Rückseite!
Alternativ kann der Stoff später mit Dampfbügelung geglättet werden.
Zuletzt noch ein paar Detailaufnahmen von der fertigen Stofffärbung:
Hier sind schöne Farbüberlagerungen und Marmorierungen entstanden, sowie leichte Spiegeleffekte von Faltungen im Stoff.
Diese bandartigen Färbungen kamen durch ein Zusammendrehen des Stoffes zu einem Strang.
Einige nicht ganz weiße, aber zumindest sehr hele Bereiche sind übrig und bilden einen guten Kontrast.
Wolkige Farbmischungen wie diese sind das Erkennungszeichen der Ice-Dye Technik. Durch locker und wahllos zusammengerafften Stoff durch dringt der Farbstoff ohne System die Schichten.
Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis dieses Experiments. Der gefärbte Stoff ist ein echtes Unikat und passt wunderbar zum Patchwork, mit lebendigen farbigen Wolken in den Farben meiner Spooky-Muster.
Somit ist der zweite Schritt zum fertigen Quilt getan und sowohl die Vorder- als auch die Rückseite sind bereit für die weitere Verarbeitung. Jetzt fehlt nur noch die mittlere Schicht, ein Volumenvlies, und das wichtigste an einem Quilt - das eigentliche Quilten.
Für den nächsten Projektabschnitt wird es bald einen neuen Artikel geben!
Die Musterkollektion "Spooky" ist als Stoffdruck erhältlich auf Spoonflower, in weiteren Farbvarianten und mit vielen anderen kombinierbaren Mustern in gruseliger Herbststimmung.
Jetzt erstmal Happy Halloween!
Update: Klick hier um den dritten Teil über das Spooky Projekt zu lesen!