Hier wird gleich ein neuer Quilt entstehen - schön, dass du hergefunden hast und mehr dazu lesen möchtest!
In diesem ersten von zwei Abschnitten berichte ich Schritt für Schritt über die Entstehung des Quilts: vom Zuschnitt übers Patchwork, Gestaltung der Rückseite (die ist diesmal besonders!), Basting, Quilten, und Fertigstellung.
Ein Nähprojekt beginnt aber ja grundsätzlich immer erstmal mit Stoff. Diesmal nähe ich mit meiner Natural Christmas Musterkollektion.die im Rahmen einer 'Surface Pattern Designer Color Collaboration' entstanden ist.
Für dieses Projekt finden sich Designer aus aller Welt zusammen, um zu gemeinsam gewählter Farbpalette und Thema eine große Kollektion zu erstellen.
Das Quiltdesign 'Snowy Woods' wurde von Jill Miller (Homepage und Quilt-Design) erstellt, einer Designer-Kollegin von der Color Collab. Sie hat auch eine tolle Version mit ihren eigenen Stoffdesigns genäht, schaut mal vorbei!
Jetzt aber erstmal ab ans Material bzw. ab in den verschneiten Quilt-Wald... :)
Jedes Muster aus meiner Kollektion 'Natural Christmas' gibt es in drei Farbstellungen: klassisch-festliche Weihnachtsfarben, verrückte knallige Optionen, und winterlich gedeckte Töne. Für den Quilt habe ich mir alle Muster in Grün-, Blau-, Grau- und Beigetönen zusammengesucht.
Zu den mit Mustern bedruckten Stoffen kommt dann noch weißer Stoff für die Schneesterne, Volumenvlies, Stoff für die Rückseite und Stoff für die Kanten.
Ich nähe gern mit 100% Baumwolle, das die sich sehr gut nähen, bügeln und kuscheln lässt.
Das Design 'Snowy Woods' lebt von einer diagonalen Anordnung von zwei verschiedenen Blöcken, einem Baum und einem Stern.
Die Diagonale wird bestärkt durch die Farben der grünen Bäume und beigen Hintergründe, und in die andere Richtung durch die Farben und Stoffaufteilung der Schneesterne.
Ich habe meine Muster in das Design simuliert, um mich für eine Anordnung zu entscheiden und habe dabei das Original-Design leicht angepasst.
Das Design von Jill Miller ist über den Link in der Einleitung erhältlich.
Ich nehme diesmal keine Fatquarter oder Meterware, sondern habe mit der Fill-a-Yard-Funktion von Spoonflower gearbeitet.
Die Schablonen und Maße aus Jills Quiltanleitung habe ich mit einer Skalierung von 87% ausgedruckt bzw umgerechnet. Ganz genau habe ich dann ausgerechnet und in Schnittbildern angelegt, wie viel ich von welchem Musterstoff brauchen werde.
Mein Quilt wird insgesamt etwas kleiner, aber die Teile passen alle auf 4 statt 5,5 'Fill-a-yard's, also knapp 4 Meter Stoffbahn.
Schon ging es los mit dem Zuschnitt: Bereits bei der Berechnung der benötigten Stoffmenge habe ich einen Schnittplan für alle zu schneidenden Stoffteile erstellt. So kann der Zuschnitt ziemmlich sicher und mit so wenig Abfall wie möglich vonstatten gehen!
Als erstes schneide ich die dreieckigen Teile für die Baum-Blöcke. Durch Drehen der Schablone kann man das Teil komplett abfallfrei einzeln nebeneinander schneiden.
Normalerweise schneide ich mit einem Rollschneider zu. Die kleinen Stämme für die Bäume kann ich sogar mit einer Schere zuschneiden, da sich in dem geometrischen Muster leicht eine optische Gerade bildet.
Überhaupt sind Quadrate und Rechtecke sehr effizient im Zuschnitt. Ich schneide dazu Streifen über die ganze Stoffbreite, die dann in mehreren Lagen übereinandergelegt in kleinere Teile zerteilt werden.
Die Bäume werden von verschiedenen Mustern eingerahmt. Bei Streu-Motiven wie dem kleinen Stechpalmenbeeren ist die Ausrichtung der Teile beim Zuschnitt nicht so wichtig. Bei Streifen kommt es für ein optisch schönes Ergebnis jedoch schon auf einen möglichst passgenauen Zuschnitt an.
Aus Rechtecken lassen sich abfallarm jeweils zwei dieser Trapeze schneiden, die dann untereinander zu passenden Paaren getauscht werden.
Alles zugeschnitten!
Ich schneide stets einen Stoff nach dem anderen und ordne die fertig vorbereiteten Teile gerne nach Blöcken sortiert zusammen an. So lässt sich leicht ein Überblick behalten, welche Formen in welchem Muster noch fehlen.
Die ersten Stapel für die Schneestern-Blöcke liegen auch schon bereit, aber erstmal geht es mit den Bäumen weiter.
Bügeln hilft nachher sehr beim weiteren Nähen, wenn die Nahtzugaben ordentlich umgebügelt sind und der Patchwork-Block schön glatt liegt.
Ich bügle Nahtzugaben am liebsten zum dunkleren Stoff hin, da sie andernfalls bei hellen Prints oder weißem Hintergrundstoff leicht als Schatten durchblitzen können.
Alternativ bügle ich sie so um, dass das Patchwork-Motiv betont wird, wie in diesem Falle der Baum.
Die vier verschiedenen Baum-Blöcke sind fertig. Das Motiv des Baumes wirkt durch das erwähnte Umbügeln der Nahtzugaben fast wie aufappliziert.
Während des Bügelns überlege ich schon, wie ich nachher quilten werde, also wie die Nähte geführt werden, die die Schichten des Quilts verbinden. Man könnte zum Beispiel im Nahtschatten um die Bäume nähen, um sie weiter zu betonen... mal sehen.
Nun geht es an den Zuschnitt der zwei bedruckten Stoffe für die Schneesterne.
Nur aus Quadraten, insgesamt drei verschiedene Größen, werden HSTs ("half square triangles") und QSTs ("quarter square triangles"), die dann in variabler Ausrichtung zu farblich ausgeklügelten Stern-Blöcken zusammengesetzt werden.
Tatsächlich musste ich feststellen, dass ich mich entweder verschnitten oder verkalkuliert hatte. Daher werden einige Stoffquadrate aus zwei Randresten zusammengestückelt, wofür in der Gesamtbreite eine zusätzliche Nahtzugabe beachtet wird.
Im Grunde ist die Verarbeitung von Resten die Essenz des Patchwork in meinen Augen - daher alles kein Problem.
Ruck-Zuck ist ein Block auch schon fertig zusammengesetzt.
Deutlich sichtbar ist hier der Unterschied zwischen den beiden fotografierten Exemplaren: links wurden die Einzelteile vor dem endgültigen Zusammennähen nicht gebügelt oder getrimmt.
Rechts habe ich einige Zeit in beide Zwischenschritte gesteckt und es lohnt sich, wie man sieht!
Dazu ein kleiner Exkurs zu den genannten Zwischenschritten:
Bei der Verarbeitung von weißem Stoff bietet es sich wie gesagt an, die Nahtzugaben zu den dunkleren Stoffen hin zu bügeln.
Bei den QSTs bügle ich außerdem im Mittelpunkt die Zugaben auf ca. 2cm Länge auseinander, um ein hartes Knubbel an dieser Stelle zu vermeiden.
So genau man auch versucht zu nähen, die HSTs und QSTs werden nicht exakt quadratisch. Ein Rollschneider, Schneidmatte und Quilt-Lineal können Abhilfe schaffen.
Ich trimme nicht gerne, aber je mehr Nähte ein Block hat, desto hilfreicher ist dieser Schritt für ein schönes, glattes Endergebnis und Freude am Nähen gut passender Teile.
Es werden wirklich so einige Teile benötigt, um alle Schneestern-Blöcke zu nähen. Ich sortiere die fertig getrimmten Einzelteile und ungenähten Quadrate für die Ecken des Blocks zu Stapeln zusammen.
Vom größer werdenden Berg an kleinen Abfall-Fitzelchen vom Trimmen bin ich kein Fan. Aber sicher wird daraus mal eine Füllung für ein kleines Plüschtier oder ein Nadelkissen!
Die Eintönigkeit der immer gleichen kleinen Teile umgehe ich, indem ich zwischendurch über die Gestaltung der Rückseite des Quilts nachsinne.
Zuletzt habe ich hierfür immer Stoff von Hand gefärbt - so auch diesmal.
Ich verwende Batik-Farbpigment für Naturfasern, und einen flauschigen Baumwollstoff, der in einem vorherigen Leben mal ein Winterbettlaken war.
Als Färbeverfahren nehme ich das "Ice-Dyeing" - dabei wird auf den zu färbenden Stoff eine Schicht Eiswürfel und das Farbpigment verteilt. Während ich weiter Teile trimme, taut das Eis langsam dahin und die Pigmente sickern in den Stoff, der darunter liegt.
Eine ausführlichere Beschreibung findet sich in meinem Artikel zum Spooky-Quilt (Link)!
Alles Eis ist getaut, der Stoff grob ausgespült und in der Waschmaschine gewaschen und hängt nun zum Trocknen, wobei sich das geometrische Muster zeigt, dass durch die Färbung entstanden ist.
Je nachdem wie der Stoff angeordnet war (hier regelmäßig zu engen Lamellen gefaltet), sind ganz verschiedene Muster und überraschende Farbeffekte möglich!
Langsam nimmt der Quilt Gestalt an!
Die Baum- und Stern-Blöcke sind fertig und ich ordne sie nun dem Design entsprechend zur Probe auf dem Boden an.
Man kann sich das Endergebnis jetzt langsam schon vorstellen!
Die Blöcke jeder Reihe lege ich geordnet zu Gruppen, sodass sie sich leicht zur Nähmaschine transportieren oder bei Bedarf auch sicher und faltenfrei verstauen lassen.
Außerdem komme ich so beim Nähen nicht durcheinander.
Einen nach dem anderen füge ich die Blöcke zu den vorsortierten Reihen zusammen, wie in der Anordnung vorgegeben.
Mit einer kurzen Stichlänge von zb. 2,5 - 3 mm wird die Naht sehr stabil.
Die vollständig zusammengenähten Blockreihen kommen nun schon wieder unters Bügeleisen (immer mit der linken Seite nach oben).
Die Nahtzugaben bügle ich in Richtung der Baum-Blöcke, deren Hintergrundmuster fast alle dunkler oder dichter bedruckt sind, als die zur Hälfte weißen Stoffteile der Stern-Blöcke.
Durch das systematische Umbügeln der Nahtzugaben können die Blockreihen sauber aneinander gefügt werden. Die Nahtzugaben sind immer Richtung Baum-Block gebügelt, sodass sie sich in der Karoanordnung der Blöcke voneinander abgewandt befinden. Dieses "Nesting" hilft außerdem auch, die Blöcke sauber Ecke auf Ecke zu nähen.
Ein weiterer Trick, um das Patchwork der Blockreihen möglichst exakt aneinander zu fügen, besteht darin, die Naht an den Kreuzungspunkten der vorherigen Nähte zu orientieren.
Trifft man den Kreuzpunkt, so ist die Naht nach dem Aufklappen genau an der Spitze der Sternecken. Näht man daneben vorbei, fehlt die Spitze.
Und schon wieder das Bügeleisen!
Hier ein Detailbild der Rückseite - alle Blockreihen sind fertig vernäht und bekommen noch eine letzte Glättung.
Ich bügle die Dickstellen, an denen sich viele Nähte treffen, wieder auf einer Länge einiger weniger Zentimeter auseinander. Der Rest wird überall nur einseitig in Richtung Baumblock gebügelt.
Ein tolles Bild gibt so ein Quilt-Top immer ab, wenn es über dem Bügelbrett hängt und das Licht hindurchscheint - die Nahtzugaben wie die Bleiränder eines Kirchenfensters.
Das viele Bügeln hat sich jedenfalls gleich gelohnt, wenn es weitergeht.
Je glatter der Stoff liegt, desto einfacher wird das nachfolgende Zusammenschichten!
Das fertige Patchwork, ein Vlies und die gefärbte Rückseite werden jetzt als nächstes kombiniert.
Statt ein Volumenvlies nehme ich diesmal eine Fleecedecke als Mittelschicht. Das angeraute Material hält schön warm, perfekt für den Winter! Die Decke hatte eine Ziernaht als Umrandung. Das aufgetrennte Garn hebe ich auf, vielleicht für eine Stickerei rund um die Quiltkante...?
Alle drei Schichten liegen faltenfrei übereinander geschichtet. Damit das so bleibt, kann man alles mit Sicherheitsnadeln befestigen - oder, meine inzwischen liebste Methode: mit groben Stichen von Hand zusammenheften. Das Garn nutze ich inzwischen für den dritten Quilt, darum sind es so viele kleine Stücke.
Die Sicherheitsnadeln dienen nur der temporären Fixierung.
Die Handnähte werden von der Mitte her nach außen gesetzt, wobei die Stiche einen Abstand von ca. 8-10 cm haben. Mit der linken Hand unter dem Stoff-Sandwich und der Nadel in der rechten Hand auf der Oberseite, geht das fix und gründlich vonstatten.
Ist der Quilt soweit fertig zusammengeheftet, lässt er sich problemlos für eine Pause verstauen.
In einer solchen fiel mir auf, dass mir noch Stoff für die Kantenverarbeitung fehlt!
Im "Lager" finden sich einige Optionen, aber das Richtige ist noch nicht dabei.
Die Pause vom Quilt war so lang, dass mir Ideen kamen. Es war noch etwas Stoff übrig, und so setzte ich noch ein Vorhaben um: einen "Afterquilt", also einen "Quilt nach dem Quilt" oder "Nachher-Quilt".
Das ist ein Konzept von Karen Brown, von "Just get it done quilts", auf das ich vor einigen Jahren über ihre super Tips und Tricks fürs quilten gestoßen bin. (Mehr dazu in Karen's Video zum Thema: Link)
Weiter mit dem Zuschnitt!
Ich erstelle anhand der Snowy Woods Schablonen einige neue Teile, um einen Streifen aus Patchwork zu nähen, der in die Rückseite des Quilts eingesetzt wird. So wird der Stoff noch eingesetzt, und die Rückseite etwas spannender gestaltet.
Ich habe genug Reste, um eine Reihe grüne Bäume und Zwischenelemente aus dem blauen Stoff der Schneesterne zu schneiden.
Dazwischen wird die Fläche mit weißem Stoff aufgefüllt.
Mein "Nachher-Quilt" hat also kleine Bäume als Hauptmotiv, ungefähr halb so groß wie jene auf der Vorderseite des Quilts. Mit ebenfalls spitzen Dreiecken aus dem blauen Stoff kombiniert, ergibt sich eine Art Borte aus Zacken.
Der weiße Stoff dazwischen sorgt für Kontrast und ist leicht aus Streifen geschnitten.
Jetzt also alles in einer Reihe zusammengenäht und es fehlt nur . . .
. . . genau, das Bügeln natürlich!
Wie bei der Vorderseite des Quilts ist auch dieses Patchwork-Element am besten schön flach gebügelt weiter zu verarbeiten.
Ich habe noch oben und unten einen Streifen grauen Stoff als Einfassung angenäht. Der Stoff wird auch mein "Binding", also die Kanteneinfassung des Quilts sein. Mehr dazu dann im nächsten Blogpost!
Natürlich war ich schon fertig mit dem Basting, als mir die Idee zum Nachher-Quilt kam.. Daher muss ich einen Abschnitt wieder auftrennen, um die Patchwork-Baumreihe in den Rückseitenstoff einzusetzen.
Ich klappte die Vorderseite und das Fleece weg, und schnitt vorsichtig den gefärbten Stoff waagerecht ab.
Die große Schneidmatte mit Linienmarkern half dabei sehr!
Der Baumstreifen wird mit genau an der Quiltbreite ausgemittelt und dann mit Stecknadeln gründlich festgesteckt. Das abgeschnittene Stück Stoff kommt an die andere Kante. Und ab zur Nähmaschine!
Das Ganze wäre natürlich viel einfacher zu handhaben gewesen, wenn mir die Idee schon eher gekommen wäre, aber wo bleibt da der Nervenkitzel?
An dieser Stelle lässt der Webseiten-Baukasten keine weiteren Text- und Bildelemente zu, und es bietet sich an eine Unterbrechung zu machen.
Ich bin sehr zufrieden mit dem Zwischenergebnis. Das Nähen des Patchworks hat viel Spaß gemacht, der Überraschungseffekt beim Färben von Stoff ist sowieso immer toll und der "Nachherquilt" bringt nochmal Pepp in die ganze Sache. Ich bin froh, den Extraaufwand betrieben, und diesen spontanen Einfall umgesetzt zu haben.
Im zweiten Blogartikel zum Snowy Woods Quilt wird es um das Quilten (Vorschau: mehrere Anläufe nötig ...) und die Kantenversäuberung gehen.
Dann ist der Quilt praktisch fertig. Also - bis zum nächsten Part!