Stempeldruck mit Kohlrabi

Habt ihr auch mal in eurer Kindheit aus halben Kartoffeln kleine Stempel geschnitzt und damit gedruckt?

Ich erinnere mich daran aus dem Kunstunterricht in der Grundschule. Seitdem habe ich schon verschiedenste Materialien für Drucktechniken genutzt, von Linolschnittplatten über Moosgummi, Schwämme, mit Garnen umwickelte Holzklötze, Pappe und viele mehr.

Als ich einen sehr schrumpeligen, leider vergessenen Kohlrabi in meinem Kühlschrank fand, fielen mir die Bastelversuche aus Kindertagen wieder ein und so entstand das folgende Experiment:

Hier der Protagonist meines Druckexperiments - der arme, alte Kohlrabi. Zum Essen definitiv nicht mehr geeignet, aber um ihn einfach wegzuwerfen ist er auch viel zu schade!

Daher bekommt er jetzt ein "zweites Leben" als Versuchsobjekt für Stempeldruck.


Zuerst einmal wurde der Kohlrabi mittig halbiert, wodurch das etwas ausgetrocknete, schwammige Innere zum Vorschein kommt. Die Knolle ist noch fest genug, um gut in Form zu bleiben. Zwei Motive sind auf Papier als Schablonen zum Schnitzen vorbereitet. Ein kleines Cuttermesser liegt auch schon bereit.


Die Schablone lege ich auf eine der Kohlrabihälften und schneide zuerst die Umrisse des Kreuz-Motivs mit dem Bastelcutter ein.
Das Schneiden klappt ganz gut, wenn auch nicht so präzise wie mit einer frischen, knackigen Kartoffel. Aber diese würde ich ja auch lieber noch essen wollen! 


Stück für Stück wird das Motiv herausgearbeitet. Das Schnitzen geht nicht ganz so detailliert wie ich es mir vorgestellt hatte, daher lasse ich ein paar kleinere Elemente weg.

Am besten wird neben der gezeichneten Schablone schon vorab festgelegt, welche Bereiche für das Motiv stehen bleiben, und welche weggeschnitten werden sollen.


Hier kommt Motiv Nummer zwei - ein kleiner abstrakter Regenbogen. Für die Feinheiten des Motivs, wie die Punkte, hilft die Schablone wieder nicht mehr. Da habe ich eher Freihand geschnitzt.

Die kleinen Punkte aus dem weichen Material auszuschneiden war gar nicht so einfach, aber ich hoffe sie kommen dann im Druck gut raus! 


Zwei alte Kohlrabihälften - zwei neue Stempel! Hier sind die beiden Motive, fertig ausgeschnitzt.

Vor allem der Bereich außen um das Motiv herum wird großzügig weggeschnitten, um nachher beim Drucken nicht unbeabsichtigt mit auf das Papier abgedrückt zu werden. Die abgeschnittenen Krümel und Stückchen kommen auf den Kompost.



Als ersten Versuch drucke ich mit Aquarellfarbe. Mit einem Pinsel lässt sich die Farbe gut anmischen und auf den Stempel auftragen. So können sogar die einzelnen Bereiche einzeln mit Farbe bemalt werden, sodass ein mehrfarbiger Druck möglich ist. Die Farben wähle ich relativ zufällig aus.


Zeit zum Drucken! 

Als Druckgrund fiel die Wahl auf ein Aquarellpapier von etwa 200 g/m2, das die feuchte Farbe gut aufnimmt ohne zu wellen.

Der Kohlrabistempel wird senkrecht aufgesetzt und fest angedrückt, ohne ihn zu verschieben.


Eine Nahansicht des getrockneten Stempeldrucks zeigt die schönen Texturen, die durch den Druck mit dem Kohlrabi in Kombination mit der Wasserfarbe entstanden sind.

Ein bisschen wurde der Stempel mit der Zeit verdrückt, und ist nicht mehr so symmetrisch wie zu Beginn.



Verschiedene Farbkombinationen und -intensitäten habe ich mit beiden Motiven immer wieder nebeneinander gedruckt.

Die besten und gleichmäßigsten Resultate entstehen, wenn man die Farbe auf dem Stempel vor jedem Druck wieder auffrischt.


Nachdem alles gut getrocknet ist, habe ich das Papierformat in handliche Teile geschnitten. So können die farbigen Drucke jetzt problemlos mit den Scanner digitalisiert werden. 

Das dickere Papier, das sich nicht gewellt hat, hilft dabei auch, die Motive digital ganz unkompliziert freizustellen.


Die besten Druckresultate sind ausgewählt und mit einigem Probieren in unterschiedlichen Anordnungen entsteht ein nahtloser Rapport in Adobe Photoshop. Ohne auffällige Brüche im Muster kann dieser jetzt endlos aneinander gesetzt werden, und eine beliebige Flächengröße füllen.



Noch gibt es kein textiles Produkt mit den beiden entstandenen Mustern, aber ich denke sie würden sich auch seh gut auf Notizbuchenbänden machen, oder?


Der Kohlrabistempel hat sich im Kühlschrank noch einige Tage gehalten, bevor ich ihn dann doch auch entsorgen musste. Einige weitere Drucke können hier also über mehrere Tage noch rausgeholt werden.

So haltbar wie ein Stempel aus Moosgummi oder ein Linolschnitt ist das natürlich nicht - dafür kann er in überschaubarer Zeit komplett biologisch abgebaut werden.

 

Beide entstandenen Muster sind in meinem Spoonflower-Shop zu finden - auf Meterware verschiedener Stoffqualitäten für eigene Projektideen oder fertig konfektionierten Heimtextilien.

Bitte teilt gern eure Kreationen falls euch mein Experiment inspiriert hat, ich würde mich sehr freuen sie zu sehen!



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